Page 3 - PR_V16_Hifi_Stars_201902_DE
P. 3
Technik
Verstärker: Octave V16 Single Ended
Eintakt, neu gedacht
Octave Audio bringt einen Single-Ended-Röhrenver- daneben stellen, schließlich sind die Octave mit einem
stärker? Der badische Spezialist ist ja seit langem als Pre-Out ausgestattet, so käme man zu einem Bi-Am-
röhriger Vollsortimenter bekannt, schließlich hat man ping System mit Röhren. Hat man auch auch nicht
die Wahl zwischen diversen Vollverstärkern, Mono- alle Tage, aber diese Kombination ist (leider) nicht
Blöcken, Vorverstärkern, gleich mit Phono-Option Gegenstand dieses Tests. Diese Variante scheidet also
und passendem Netzfilter oder eben ohne. Einen aus, genauso, wie den freien Platz als Parkbucht für
Single-Ended-Röhrenamp hat es bislang aber nicht die Fernbedienung zu nutzen. Irgendwie scheint es
gegeben, nicht für Geld und gute Worte. Nicht, daß mehr und mehr Trend zu werden, drei Gramm Fern-
Meister Hofmann per se etwas gegen Eintakter hätte, bedienungselektronik in drei Kilogramm Uranstahl
nur erfüllen sie konzeptbedingt nicht die klanglichen einzugießen, aber die „Funke“ von Octave gehört trotz
und technischen Ansprüche der Octave-Gemeinde, aller Solidität Gottseidank nicht in die Kategorie Back-
Hersteller wie Kunden, die einen „typischen Octave“ stein. Bevor sich noch ein Blumengedeck oder etwas
auszeichnen. Demnach dürfte es keine Überraschung ähnlich Adrettes auf wundersame Weise ins Rack
sein, daß der V16 einiges anders macht, als andere verirrt, nimmt vorauseilend des Autors Kopfhörer den
„Eintaktröhrer“. Zäumen wir das Pferd einmal von Platz an der Seite des V16 ein.
hinten auf und stellen fest, was dem V16 zu einem
vermeintlich „richtigen“ SE alles fehlt: direkt geheiz- Spurensuche
te Trioden, möglichst aus der Archäologie-Abteilung
und nur über Sotheby‘s zu beziehen, Ausgangsüber- Bei der letzten Kelleraufräumaktion fielen dem Autor
trager, die auf eigener Palette angeliefert werden müs- zwei vergessene Ausgangsübertrager für Doppel-6S33-
sen, lautes Brummen, wo doch jeder weiß, daß beim Röhren in die Hände, imposante Teile, die so ungefähr
Edeleintakter der Brumm Teil der Zen-Erfahrung ist. das Volumen eines kompletten Stereo-V16 füllen, vom
All das kann und will der Octave nicht bieten. Daß Gewicht einmal ganz zu schweigen. Ein Röhrenver-
er trotzdem ein „richtiger“ Vertreter des Typus Single- stärker ohne Ausgangsübertrager, der die Impedanz
Ended ist, inklusive Octave‘scher Tugenden, wird sich der Röhren auf die Impedanz der Lautsprecher trans-
nachfolgend zeigen. formiert, ist mit Ausnahme der seltenen OTL, nicht
möglich, soweit sind wir uns einig. Weiterhin herrscht
Parkplatzsuche allenthalben Einigkeit, daß Ausgangsübertrager für
Single-Ended-Verstärker trotz kleinerer Nennleistung
Ein CD-Player, ein Octave V16, ein bißchen Meter- wesentlich größer ausfallen als die Derivate für Ge-
ware und ein Satz Lautsprecher, so einfach kann HiFi gentaktverstärker. Schließlich brauchen Eintakter mehr
sein. Korrigiere: So einfach kann HiFi sein, wenn man Eisen, weil durch die Vormagnetisierung des Kerns
denn ein Plätzchen für den Octave findet. Der V16 durch den Ruhestrom der Röhre eine weit höhere
baut normale Tiefe, halbe Breite, aber mit etwas Luft Sättigungsgrenze des Eisens plus Luftspalt gefordert
für die Abwärme dürfen es schon vierzig Zentimeter ist, was wiederum mehr Draht erforderlich macht,
in die Höhe sein, und das gibt beileibe nicht jedes damit den tiefen Frequenzen nicht der magnetische
Rack her. Bei mir stellt das kein Problem dar, damit Fluß ausgeht. Allerdings bedeutet mehr Draht auch
darf der Vinylbeschleuniger seine angestammte Pole- mehr Wicklungsskapazität, womit dann hohe Fre-
Position behalten. quenzen zu kämpfen haben.
Ein wenig, naja, verlassen im ansonsten proppenvol- Vermutlich hat ein SE aus dem Hause Octave deshalb
len Rack blickt der V16 schon drein, aber es gibt Ab- so lange auf sich warten lassen, weil Meister Hofmann
hilfe. Ich für meinen Teil würde einen zweiten V16 das Gefecht um einen brauchbaren SE-Trafo nicht
33