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Verstärker › RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER

                          EINTAKT







             ÜBERZEUGT









                 Octave wirft geltende Gesetze der eigenen Firmenphilosophie und der Röhrentechnik
                      über den Haufen: Die Badener bauen einen Single-Ended-Trioden-Verstärker,
                    einen sogenannten Eintakter. Und überzeugen einen Skeptiker.     ■  Von Lothar Brandt

         D      er Verstärkerbau ist auch nicht   Musiksignals und eine den negativen  gangstransformator spielt in beinahe

                                                                                allen Röhrenverstärkern eine klangent-
                mehr das, was er mal war. In
                                            Part. Das bringt eine Unmenge an Vor-
                den Anfangstagen der Elektro-
                                            Single Ended genannt.
                                                                              (lateinisch: transformation) hoher Span-
          nenröhren galt aller Ehrgeiz der Techni-  teilen, auch gegenüber dem Eintakter,   scheidende Rolle. Bei der Umformung
          ker dem Ziel, den Glaskolben möglichst   Dessen  Problemfelder:  wenig  Leis-  nungen, wie Röhren sie hochohmig lie-
          viel Leistung abzuringen. Und heute? Da   tung, dafür viel Brumm und Rauschen,   fern, in lautsprechertaugliche Ströme
          landet innerhalb weniger Monate bereits   satter Klirrzuwachs, dafür Bass- und Hö-  kann eine Menge schief gehen. Und bei
          der dritte Vollverstärker vor den Ohren   henverluste an komplexen Lasten. Dies   Eintaktern prinzipbedingt noch viel
          des Testers, der mit Angaben  unter 20   alles zu beschönigen im Sinne eines  mehr. Diplom- und Doktorarbeiten darf
          Watt daherkommt. Und sich nicht ein-  „schönen“ Klanges (wie es manche SE-  man der leidigen Tischtuchproblematik
          mal dafür schämt.                 Gurus ja tun), lag Hofmann fern. Nein,   von magnetischer Flussdichte, Luftspalt-
           Doch nach Opera Audio Consonance   Hofmann wollte den guten alten Single   breite,  Kernsättigung  und  Vormagneti-
          Linear 200 und Luxman LX-380 (beide   Ended wirklich gut machen.    sierung widmen: Stets hat eine Verbes-
          AUDIO 4/18) setzt der Octave V 16 noch   Dafür reizte er eine der Kernkompe-  serung einer Eigenschaft die Verschlech-
          einen drauf. Er leistet laut Datenblatt 2 x   tenzen seiner Firma voll aus. Der Aus-  terung einer anderen zur Folge; die Kom-
          8 (in Worten: acht) Watt an 8 Ohm. Und                                   promissfindung ist harte Arbeit.
          im Gegensatz zu den genannten an-                                           Für die steht bei Octave wohl
          deren erzeugt der neue Octave diese                                       mehr Know-how parat als in den
          furchterregende Zahl nicht im Gegen-                                      meisten Bastelbuden in Ost und
          takt, sondern im Eintakt. Schauen                                         West. So werkelt im V 16 ein neu-
          Sie hin: Auf dem Bild links ist kein                                      artiger, hoch spezialisierter, mag-
          Monoblock mit einem Paar Leis-                                            netfeldkompensierter Ausgangs-
          tungsröhren abgebildet, sondern ein                                       trafo ohne (!) Luftspalt, was dem
          Stereo-Vollverstärker mit einem Zy-                                       Bassabfall ein Ende bereiten soll.
          linder pro Kanal.                                                         Dank  spezifisch  ausgerichteter
           Octave-Chef Andreas Hofmann                                              Treiberstufen,  penibel  justierter
          hatte bisher unerschütterlich dem                                         Gegenkopplung  und  geregelten
          Gegentakt die Treue gehalten. Im                                          Netzteilen soll auch der Höhen-
          Push-Pull-Verfahren  übernimmt                                            schwund der Vergangenheit an-
          pro Paar jeweils eine Leistungs-                                          gehören. Der Blick in die Laborda-
          röhre die positive Halbwelle des                                          ten gibt Hofmann recht: Der Fre-
                                                                                    quenzgang reicht an verschiede-
                                                                                    nen  Lasten  schnurgerade  weit
          AUFRÜSTUNG: Zwischen den                                                  über  den  gesamten  Hörbereich
            beiden Cinch-Eingängen und dem                                          zwischen 16 und 20 000 Hertz.
          Netzanschluss ist der Zugang für die                                      Rauschen und Klirr halten sich in
          Octave Super Black Box, die dem                                           respektheischenden Grenzen.
          Netzteil zusätzlich Kapazität gibt und                                      Für diese Topwerte trägt allein
          klanglich noch mehr Stabilität bringt.                                   Hofmannscher Hirnschmalz Ver-

                                                                                             www.audio.de ›05 /2018  41
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