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Elektrostaten (Dipol), die im Mittel-Hochton-Bereich meist sehr
               niederohmig  werden.  Ein  höherer  Dämpfungsfaktor  wirkt  hier
               dem  systemtypischen  Höhenabfall  entgegen.  Die  Treiberröhre
               LOW  ist  mit  ihrem  niedrigen  Dämpfungsfaktor  für  wirkungs-
               gradstarke Konzepte (Breitbänder, Hörner) gedacht.
                Bei meinen von Haus aus unkritischen Zwei-Wege-Standboxen
               Trenner & Friedl Parker 95 (update Berylliumhochtöner 2017),
               bei denen ich zudem den Impedanzverlauf ab 200 Hertz durch ei-
               ne Zusatzschaltung glätten kann, hat sich die LOW-Version als be-
               sonders spielfreudig erwiesen. Der Verstärker hatte die Membra-
               nen gut im Griff, nahm sie aber nicht absolut in die Zange, sodass
               der Spieltrieb der Lautsprecher genau richtig zur Geltung kam. Sie
               wirkten „wie  losgelassen“  in  dem  positiven  Sinne,  wie  sich  ein
               Fohlen auf der Koppel losgelassen fühlt – wobei man sich die Um-
               zäunung genau als jene Grenze vorstellen kann, die der Verstärker
               dem Lautsprecher durch sein elektrisches Signal setzt. Selbst wenn
               man die beiden alternativen Röhren im Moment nicht benötigen
               sollte, bietet Octave mit diesem Feintuning eine geniale und vor
               allem genial einfache Lösung zur optimalen Anpassung des Ver-
               stärkers bei einem allfälligen Tausch der Lautsprecher.
                Klanglich  wesentlich  mehr  ausgewirkt  haben  sich  aber  natur-
               gemäß das alternative Endröhrenset und die Super Black Box. Das
               war schon sehr, sehr spannend, wie anders der Verstärker mit den
               KT 88 Genalex Gold Lion geklungen hat. Um diese Röhren mit ih-
               rer geringeren Leistung optimal zu versorgen, kann man beim V
               110  SE  einen  Schiebeschalter  an  der  Rückseite  von  „High“  auf
               „Low“ umstellen. Sobald die Gold Lion eingesetzt waren und der
               Verstärker mit seinem röhrenschonenden Softstart hochgefahren
               war, zeigte sich auf Anhieb die andere Klangcharakteristik. In mei-
               ner ganz persönlichen Wahrnehmung trat damit der Röhrencha-
               rakter deutlich in den Vordergrund. Wo die KT 120 mit ihrer allzeit
               überschüssig verfügbaren Dynamik punkteten, ließen die KT 88 es
               ein  wenig  swingender,  lockerer  und  entspannter    angehen.  Sie
               brachten nicht alles so exakt auf den Punkt wie die KT 120. Fallwei-
               se meinte man dafür aber – etwa beim Saxofon von John Zorn – ei-
               nen etwas volleren, farbigeren, schmalzigeren Ton zu hören. Gleich-
               zeitig  wurde  deutlich,  dass  die  KT  88  der  griffigen,  straffen
               Basswiedergabe der KT 120 nicht das Wasser reichen konnten.
                Der  Octave-Vollverstärker  lieferte  genau  das  Ergebnis,  das
               Röhrenfreaks an ihrem Equipment so sehr schätzen: Dass sie die
               Wahl haben, die im Falle des V 110 SE nicht die geringste Qual ist,
               weil schlicht und einfach der persönliche Geschmack entscheidet.
               Ich persönlich würde sogar so weit gehen, dass ich mit diesem Ver-







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