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Verstärker › RÖHREN-VOLLVERSTÄRKER
Auf diese deutlich leistungsgesteiger- raten Anzapfungen der Ausgangsüber- Zukaufen ist nicht, unter anderem,
ten Kolben, vergleichbar mit der gleich- trager für 2-, 4-, oder 8-Ohm-Boxen gibt. weil die Übertrager Bestandteil der aus-
falls noch jungen KT 120, entwickelte Apropos Ausgangsübertrager: Diese geklügelten Gegenkopplung sind. Auch
Hofmann seinen V 80 SE hin. Dabei be- Transformatoren sind für die praxistaug- zum Thema Gegenkopplung – Kontrolle
ließ er es nur im Prinzip bei der Pento- liche Leistungsausbeute bei Röhren und Korrektur des Ausgangssignal durch
den-Gegentaktschaltung mit den gleich- zwingend. Die Kolben können zwar viel Abgleich mit dem Eingangssignal –
falls bewährten Vorarbeitern 12AT7 und Spannung, aber wenig Strom, und Leis- pflegt Hofmann ein ideologiefreies Ver-
zwei 12AU7 (siehe Bild rechte Seite). Im tung ist ja das Produkt aus Spannung hältnis: „Es ergibt keinen Sinn, die Gegen-
Gegentakt verstärkt je eine Röhre die und Strom. Bei Octave wickeln kundige kopplung zu verteufeln, man muss sie
positive und die negative Halbwelle des Hände (darunter die von Hofmanns Va- optimieren.“ So spricht ein Pragmatiker.
Signals, man spricht auch von Push-Pull. ter) diese Kawenzmänner selber.
Kompromisse macht dieser, wenn es
Im Pentoden-Modus um die preisadäquate Aufrüstung mit ei-
nem Phono-Vorverstärkerzug (590 Euro)
Um das Besondere an der Octave-Schal- geht. Da kommen dann Halbleiter zum
tung zu erklären, hier etwas Röhrentech- Einsatz. Was hervorragend gehen kann,
nik: Pentoden (penta griechisch für fünf) wenn man den zum Test mitgelieferten
haben gegenüber Trioden mit ihrer Ano- EQ 2 als Maßstab nimmt (Kasten rechts).
de, Kathode und dem Steuergitter zwei
weitere Gitter, G2 und G3 genannt. Nun Keine Kompromisse gibt’s beim Kom-
kann man Pentoden auch im Trioden- fort. Wie bei fast allen Voll- und Vorver-
Modus fahren (G2 auf Anode und G3 auf stärkern von Octave muss die Eingangs-
Kathode) oder im UltraÂlinear-Modus (G2 wahl am Verstärker erfolgen. Eine Um-
an einer eigenen Wicklung des Aus- schaltung per Relais über die Fernbedie-
gangstrafos). Aus guten Gründen fährt nung ohne klangliche Einbußen hätte zu
Hofmann die Pentoden aber tatsächlich viel Aufwand und damit Geld gekostet.
im Pentoden-Modus und nutzt dabei G2 Den hochwertigen Kopfhörerverstärker
als eine Art „Programmiergitter“ mit samt seiner Anschlussbuchse und der
e igener Versorgungsspanung. Das alles Ab- und Umschaltung der Hauptlaut-
ist zwar schon seit etwa den 30er-Jah- sprecher findet man schaltungsadäquat
ren theoretisch bekannt, praktisch aber auf der Rückseite (!). Dafür ist die Nach-
alles andere als trivial. Um hier keine Di- regelung des Ruhestroms (Bias), bei Oc-
plomarbeit vom Stapel zu lassen, muss tave ohnehin selten nötig, bequem von
der Hinweis genügen, dass auch diese vorne per Schraubenzieher zu erledigen.
Maßnahme der Langlebigkeit dient.
Selten nötig, weil der V 80 SE auch
Deshalb lässt sich der Octave auch über längere Zeit nicht wegdriftet. Im
nicht auf andere Betriebsmodi schalten.
Eine weitere bei Röhren-Amps verbrei- BESONDERE POWER: Die Endröhre
tete Varianz lehnt Hofmann ebenfalls ab: KT 150 mobilisiert im Gegentakt deutlich
Getreu seinem Mantra von der Alltags- mehr Leistung als sockelgleiche Pentoden-Â
tauglichkeit müssen seine Geschöpfe an Kolleginnen wie die KT 88. Das Messlabor
nahezu allen gängigen Lautsprechern ermittelte höchst respektable 113 Watt
funktionieren – weshalb es keine sepa- an 4 Ohm – mit zwei Endröhren pro Kanal.
MESSLABOR
Für einen Röhrenverstärker mit nur
einem Paar Endröhren pro Kanal ist
der V 80 SE sehr kräftig und stabil.
Selbst an 2 Ohm leistet er noch 85
Watt Impuls (Audio-Kennzahl 57).
Dafür fällt der Frequenzgang an
niedrigen Impedanzen leicht ab.
Die Klirrverteilung sieht zwar nicht
optimal aus, doch mit der gleich-
mäßig steigenden, dominierenden
zweiten Harmonischen ist alles im
Lot. Gute Rauschabstände (98 dB).
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